Plädoyer für die Genussreise - Folge 1
AUF DER SUCHE NACH DER IDEE
Meine Ansätze zum „Warum“ einer maßgeschneiderten Feinschmeckerpartie finden sich ja bereits auf der Website, an dieser Stelle möchte ich in einer kleinen Serien von Blogbeitragen auf das Wesen / auf meine Vorstellung einer solchen eingehen.
Als ich vor 20 Jahren während meiner Auszeit in Kalifornien und wenig später in Neuseeland an Weintouren teilnahm, war mir schnell klar, dass man daraus eine umfassendere Idee entwickeln könnte. Im Kern ging es um die Kombination aus dem Kennenlernen den landschaftlichen Gegebenheiten einer Weinregion und dem Eintauchen in die Winzer- und Weinwelt. Diese geführten Touren – meist mit einem Sommelier & Kleinbusfahrer in Personalunion – versorgten mich mit wunderbaren Einblicken, unterhaltsame Stunden und so manchen Kontakt, der glücklicherweise noch bis heute nachhallt.
Zurück in Österreich begann ich mit der Ausarbeitung des ersten Konzeptes von italissimo.at. Von Anfang klar war der Wunsch, die erlebte Verkostungsidee auf breitere Beine zu stellen. Reine Weintouren wurden damals vor allem in der Toskana angeboten, erschienen mir aber austauschbar. Von Weinkeller zu Weinkeller geführt zu werden, Verkostungen mit oder ohne lokale Spezialitäten aneinanderzureihen verströmte in immer größer werdenden Gruppen den mir unsympathischen Duft der Tourismusindustrie.
Es dauerte nicht lange bis die großen Veranstalter auf den Zug aufsprangen, um nicht zuletzt die Landausflügler der großen Kreuzfahrtschiffe „kulinarisch“ zu befriedigen, die Kurs auf Livorno, Civitavecchia oder Venedig nahmen.
Von der liebevollen Umsorgtheit der Crew vom Traumschiff konnte man dabei nicht ausgehen – vielleicht fehlten nur Barbara Wussow alias Hoteldirektorin Hanna Liebhold und Harald Schmidt als Kreuzfahrtdirektor Oskar Schifferle …
Die großen Weingüter rüsteten auf, installierten „Hospitality desks“ und gruppierten „Weinliebhaber“ nach Sprache und Spendierverhalten. Den Winzer bekamen nur die wenigsten zu sehen, dafür zumeist umso hübschere Servierdamen mit schnell angelerntem Weinwissen. Sie waren die „Flugbegleiterinnen“ in Weinkeller und Verkostungsraum – womit der Ausdruck „flight“ für eine gewisse Anzahl von Weinen ja wunderbar passt. Viele Teilnehmer hatten nach der dritten Cantina zudem einen „Flieger“- wobei vom Abheben keine Spur, eher die harte Landung zu befürchten war.
Am anderen Ende der Skala gab es die elitären Weingüter, die zum Preis von hochpreisigen Konzerttickets ins Weingut luden. Beim Erstbesuch in Person als Reiseveranstalter eines jener Weingüter (Namen seien hier nicht genannt, die Supertuscans erwähnt) wurde mir die ersten 15 Minuten über das Vorhaben berichtet, schon bald einen zweiten Landeplatz für Hubschrauben anbieten zu können.
Irgendwann ging es dann auch um Wein, um die Arbeit im Weinberg und jene im Labor der Tenuta, gefolgt von einer kleinen Runde im Winzer-SUV in die Toplage mit Fotomöglichkeit. Vom Winzer oder Weinmacher keine Spur, dafür die Präsentation der gängigsten Verkostungsvariante mit drei viel zu jungen Weinen im Glas und dem Hinweis, dass man ältere Jahrgänge in einer Enoteca im nahen Ortskern bekommen könne.
Ciao & Tschüss – für mich als Einkäufer gratis, für den Endkunden um stolze € 175!
Leider hatte ich meinen Hubschrauber nicht dabei, konnte also nicht das volle Serviceangebot wahrnehmen.
Lesen Sie in Folge 2:
Die daraus resultierende Entschleunigungsidee
Mehr zu den von mir organisierten Genussreisen ...
Reisebericht - Reiseideen