Interview mit "Zuagrastn" - Teil 3
SARA MOSETTI IM GESPRÄCH
Seit Jahren eine äußerst beliebte Sprachlehrerin, schlägt ihr zweites Herz für die Barockmusik. In beiderlei "Handwerk" ist die vielseitig ausgebildete Triestinerin mit hohem Engagement, Humor und Verve zugange. Ein kleines Gespräch beleuchtet ein wenig den Werdegang, der bei ihr stets im Gange ist ...
Was führte Dich nach Wien bzw. seit wann lebst Du hier?
2010 bin ich nach Wien gekommen, um hier Fuß zu fassen und beruflich es in die breite Welt der Hauptstadt zu wagen. Da ich davor schon 5 Jahre in Klagenfurt und weitere 5 Jahre in Graz mich musikalisch-pädagogische ausgebildet habe, war dann der logische Schritt es größer zu denken und nach Wien zu ziehen. Seit dem profitiere ich nun an der Fülle an Theater und Kulturstätten. Da ich als Kulturvermittlerin bereits im Musik Verein und im Konzerthaus gearbeitet habe, darf ich jetzt den Besuchern nun die Staatsoper präsentieren. Wien ist vielseitig, multikulturell, professionell und bietet Chancen für spannende Begegnungen, die meinen Sprachunterricht so bunt und für mich stets herausfordernd gestalten. Danke Wien! Grazie di cuore!
DIe Musik spielt demnach eine große Rolle in Deinem Leben. Wie kam es dazu und warum die Ausbildung in Österreich und nicht in Italien, dem Land von Vivaldi, Verdi, Puccini, Rossini … ?
Während meiner Studienzeit in Triest, besuchte ich sommers eine Kammermusik-Akademie in Farra d’Isonozo bei Gorizia. Dort hatte ich neben der Kammermusik von Schubert und Brahms auch noch Einzelunterricht in Violine bei einem Lehrer, der aus Klagenfurt kam. Seine pädagogischen Ansichten und seine Methodik haben mich so sehr fasziniert, dass ich mich nach einigen Jahren entschloss, bei ihm - am damals Kärntner Landeskonservatorium - zu studieren. Von einem kommt man ins nächste: es folgte eine Spezialisierung in Historischer Aufführungspraxis am Konservatorium in Graz, diesmal allerdings bei einem waschechten Italiener aus Genova, der dort seine Klasse für Barockvioline hat. Als krönende Abschluss meiner kam dann noch ein Master Studium in Barockmusik und Pädagogik an der Bruckner Universität in Linz.
Bei der Musik allein blieb es aber nicht. Zur Kulturvermittlung mittels Barockvioline kam die Vermittlung Deiner Muttersprache als Sprachlehrerin. Als Österreicher ist man von der Musikalität der Italienischen Sprache begeistert. Kombiniert mit der Sehnsucht nach dem Süden ergibt dies einen wunderbaren Nährboden für den Wunsch Italienisch zu lernen. War der Italienischunterricht für Dich eine logische Folge oder gibt es da einen ganz anderen Hintergrund bzw. Zugang?
Da ich mich ab sofort wegen dem Studium sehr intensiv mit der deutschen Sprache auseinandersetzen musste, wollte ich meine beiden Muttersprachen, Italienisch und Slowenisch, nicht ganz aus meinem Alltag haben. So bot sich die Möglichkeit beide Sprachen zu unterrichten.
Um sie auch lehren zu können, habe ich mir anfangs viel selbst beigebracht, viele Lehrbücher studiert und meine Didaktik- und Pädagogikunterlagen vom Gymnasium wieder hergeholt. Bald folgten Fremdsprachentrainings und -Workshops an österreichischen Sprachinstituten. Irgendwann war der Italienischunterricht nicht mehr wegzudenken aus meinem Leben. Österreicher: innen lieben ihr Nachbarland; fahren regelmäßig auf Urlaub hin, manche machen es zum ihren Zweitwohnsitz, sie importieren ihre Schätze, um sie in ihren Geschäften zu verkaufen. Daraus ergeben sich unendlich viele Formen von Geschäftsmodellen. Früh oder später wollen sie doch alle die offizielle Sprache Italiens beherrschen. Und bald überfällt sie die Sehnsucht nach einem anderen Ich und so entdecken sie sich selbst in der erworbenen Sprache neu!
Deine Geburtsstadt Triest wird von Österreichern nicht nur gerne besucht, in den letzten Jahren kauften viele Wohnungen, fühlen sich offensichtlich wohl und wollen dort zum Teil den Lebensabend verbringen - einen Wohnsitz am Meer haben. Was macht für Dich das besondere Flair Deiner Heimatstadt aus?
Multikurturell, geschichtsträchtig und gleichzeitig ein Rohdiamant: eine wahre Meerjungfrau mit Ecken und Kanten!
Zurück nach Wien! Gibt es für 2025 musikalische Projekte, über die Du schon berichten kannst?
Klar: meine geliebte Barockopernproduktion im Schloss Theater in Cesky Krumlov Mitte September. Dafür werden Werke aus den Archiven ausgegraben, handschriftlich für uns Musiker die Einzelstimmen vorbereitet. Aufführungen gibt es dann nur 3 an der Zahl, damit das orginalerhaltene Theater durch die Feuchtigkeit nicht beschädigt wird. Daher gibt es nur wenige Tage im Jahr, an welchen sich uns seine Tore öffnen. Das ist eine einmalige Chance Oper so zu erleben, wie es vermutlich im 17. Jahrhundert gewesen ist: mit Kerzenbeleuchtung, nachgemachten Kostümen, Sängern, die ihren Gesang mit historischer Gestik schmücken.
Klingt nach einem wahrlich grenzüberschreitenden Projekt in vielerlei Hinsicht! Wie geht es mit dem Projekt Trio Amarcord +, wo es ja mehr um die italenischen Liedermacher und Filmkomponisten geht? Gibt es da schon neue Termine?
Von meiner Band TRIO AMARCORD + wird es bald Neues zu hören geben. Wir arbeiten gerade an neuen Arrangements - zu viel darf ich nicht verraten. Stay tuned und folgt uns auf Facebook 😊
Zum Abschluss (ich kann als Genussreiseveranstalter nicht anders) noch die Frage, was für Dich die Kindheitserinnerung schlechthin in Sachen Speisen ist? Wenn es um Triest am Teller geht, was muss man beim nächsten Besuch vor Ort auf jeden Fall probieren?
Ich empfehle folgenden Dreierweg: Fritole con l‘anima (für den Antipastibereich, dabei handelt es sich um ein Sardon = Sardine), Jota, Baccalà mantecato
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die musikalischen Projekte!
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