Buchvorstellung: Triest für Fortgeschrittene

Autor: Martin Martschnig am 22.02.2023

Buchvorstellung: Georges Desrues & Erich Bernard
TRIEST FÜR FORTGESCHRITTENE 

Als mir der Styria Verlag „Triest für Fortgeschrittene“ vom Autorenduo Georges Desrues und Erich Bernard zukommen ließ, ratterte es beträchtlich in meinem Leserhirn. Ist jener Herr Desrues nicht der Autor von genussvollen Reise- und Lokalberichten aus dem Piemont, die ich im DerStandard so liebte, die nicht selten Basis von Erkundungen vor Ort für die von mir organisierten Genussreisen wurden?  Der gemeinsam mit Severin Corti vor ein paar Jahren den Versuch eines Slow Food-Lokalführers für Österreich, Slowenien und Südtirol unternahm und zuletzt aus verschiedenen Regionen in Adrianähe berichtete (ich erinnere mich an eine Fischgeschichte aus der Romagna)? – Ja, genau der ist er!



Also war ich auf seine Annäherung an diese wunderbare Stadt gespannt, die in den letzten 15 – 20 Jahren vom grauen Entlein zum schicken und schneidig dahinsegelnden Dreimaster an der oberen Adria wurde (Anm.: nicht nur während der Barcolana im Oktober). Interessant auch der Vergleich mit dem Triestbuch von Wolfgang Salomon (Triest abseits der Pfade), zumal auch jener Herr dem Küchendienst nie fern war.

Zu meiner Freude eröffnet er mit diesem, bereits 2021 erschienen Buch neue Zugänge zur Entdeckung der Stadt, die in Ausführlichkeit und Blickwinkel selten so unterhaltsam geschrieben wurden. Geht es z.B. um das Thema Fisch, so berichtet er gleichsam über die Fischer, ihr Leben und ihre Philosphie (Zitat vom Fischer Vascotto „Es war eben alles besser als die Zeiten noch schlechter waren“), skizziert einen Fischratgeber und gibt Infos zu Fischlokalen und -geschäften.

Diesem Ansatz verpflichtet gleicht ein nettes Feature über die historischen Badeanstalten und Bademöglichkeiten am Meer im Stadtgebiet - des Triestiner Lebenselexier und in gewisser Weise Stolz. Diese sandlosen Zugänge und die hohe Wasserqualität vermutet man in einer wichtigen Hafenstadt nicht unbedingt.

Triest im Winter an den Badeständen

Diese haptisch ansprechende, dezent bebilderte und layouttechnisch aufwendig gestaltete Reiselektüre bringt zudem Licht ins Sprachenmischmasch, räumt mit Irrtümern von Slowenen und Venezianern auf und schreckt nicht vor den dunklen Kapiteln in der Geschichte der Stadt zurück. Erich Bernard sorgt für vielseitige wie vielschichtige Betrachtungsweisen der Architektur, skizziert als Nebenprodukt dieser Betrachtungen die soziale Stadtentwicklung.

Geht es um Speis & Trank, so wird man im kulinarischen Mitteleuropa willkommen geheißen. Sei es mit Infos und Tipps zur Besonderheit der Buffets von Triest, beim Thema Kaffee oder den Winzern und Buschenschanken (Osmice oder Osmize genannt) im Karst. Letztere kommen uns aus heimischen Weingebieten bekannt vor, kein Wunder, deren Herkunft fußt auf der Zirkularverordnung von Kaiser Josef II aus dem Jahre 1784, die dem Winzer den Ausschank seines Weins erlauben möge.

Ein weiteres, mittlerweile historisches Detail sind die Schilderungen der Recherchen vor Ort mit pandemiebedingter Maske …

Fazit: Fast schon ein Muss für die nächste Tour in die Sehnsuchtsstadt am Meer!



Georges Desrues & Erich Bernard
TRIEST FÜR FORTGESCHRITTENE
Styria Verlag
Erschienen 2021
Link zum Buch



 

Fotoquelle/Fotorecht:
Triest im Winter - Martin Martschnig / italissimo.at 

Wenn Sie die Stadt selbst einmal anders erleben wollen,
so sei der Hinweise auf unsere Sprachkurse in Triest gegeben!

 

 

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Mipiace.at Christoph Cecerle

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Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.

Bustine di bacco

Roland Graf im Blog auf italissimo- Bustine del bacco

Bustine di bacco

„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „A la Carte", der ÖGZ sowie dem WIENER - auf die Themen Bier und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.