Unterwegs im Veneto - Wo sich Winzer mittags stärken

Autor: Martin Martschnig am 25.11.2024

Unterwegs im Veneto - Colli Euganei
WO SICH WINZER MITTAGS STÄRKEN

Man will Treffpunkt sein, zumal Einheimische wie Mitarbeiter der umliegenden Winzer regelmäßig zum Pranzo einkehren. Derzeit – die Ernte ist eingeholt – gibt es viel zu erzählen. Erste Bewertungen des Jahrgangs werden versucht, die Arbeit im Weinkeller kommentiert.



So treffe ich die Weinmacher der Cantina Monte Fasolo wieder, wo ich erst gestern zu Besuch war. Am Tisch daneben die weinmachende Belegschaft von Ca`Lustra, wo ich nach dem Mittagessen vorbeischauen werde. Mit beiden im Gespräch der Bruder der Besitzerin, der sich um 70 Ziegen kümmert, die die Materia prima für seine Käsevariationen produzieren. Seine Art Käse zu machen trägt eine unverkennbar piemontesische Handschrift. Überhaupt: die regionale Zusammenarbeit wird groß geschrieben, was sich bei den Zutaten in der Küche zeigt. Die Pasta fresca zum Beispiel wird mit Mehl von einem Landwirt aus dem nahen Baone gemacht, seine Spezialität sind alte Weizensorten.

Gegen 13 Uhr kann man von einem Full House sprechen. Drei Generationen einer Familie nehmen am Nebentisch Platz, Handelsvertreter einen Tisch weiter verköstigen sich mit dem Tagesgericht. Wie in ländlichen Trattorien üblich, findet der Austausch über die Tische hinweg statt. Unterbrochen durch eine strenge Zwischenote der Nonna am Drei-Generationen-Tisch, die das aus Hunger übermütige Enkerl zu Ruhe & Geduld mahnt. Volles Leben in 360gradiger Hochform. Wohlgemerkt, wir haben einen Donnerstag in den Colli Euganei süd-westlich von Padua. Gekennzeichnet zudem durch den schnellen Tischwechsel in einer dem Slow-Gedanken verschriebenen Gaststätte.



Genny, die diese Trattoria gemeinsam mit Ihrer Schwester (die Grandioses in der Küche zu vollbringen weiß) führt, navigiert das hungrige Volk gekonnt durch die Mittagsstunde, präsentiert geduldig das Menu del giorno, weist auf saisonale Spezialitäten der Speisekarte hin, nimmt Bestellungen wie Wünsche auf. Ragazzi sehr jungem Alters bestellen hier selbst, nicht immer ganz verständlich, was nicht selten der Bocca piena di Grissini geschuldet ist. Die Vorlieben der Kleinen kennend, wird von Elternseite sanft in die Bestellung eingegriffen. Keine Widerrede, da sie erstens keinen Chance hätte und zweitens weiß es Mamma ja wirklich besser.



Der Hauswein macht die Runde über die Tische. Klar, man könnte auch die Weinkarte konsultieren, mittags ist aber der leicht trinkbare Vino della casa willkommener Speisen- und Gesprächsbegleiter. Unkompliziert, aber keineswegs einfach. Kann man so als Fazit stehen lassen – unisono für Lokal, Küche und Gäste. Einen Caffè noch und, aufgrund der Ablehnung eines Dolce, ein paar hausgemachte Kekse und dann wieder raus auf die Straßen der Colli Euganei zum Winzer, der eben noch am Nebentisch ...



Ach ja, verspeist wurden von mir an diesem Herbstag:
Selezione di formaggi di capra
Lasagnetta di zucca al forno
Spezzatino di musso con polenta gialla

Wenn Sie sich nun bereits an einem der Tische Platz nehmen sehen, so kann ich es gerne bei folgender Genussreise ins zu entwerfende Programm einbauen - Winzerbesuche inklusive:
Genussreise Colli Euganei






Stichwort:
Italienische Küche - Lokaltipps
Kategorien:
Bustine di bacco

Roland Graf im Blog auf italissimo- Bustine del bacco

Bustine di bacco

„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „Cigar Journal", der ÖGZ sowie dem FALSTAFF - auf die Themen Bier, Spirituosen und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.

mipiace.at

Mipiace.at Christoph Cecerle

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Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.