Buchvorstellung: Rom für Fortgeschrittene
THEMENTOUR DURCH DIE EWIGE
Zugegeben. Ich war schon ein paar Jahre nicht mehr in Rom, doch hat mir Christina Höfferer mit Ihrem im Styria-Verlag erschienenen Buch „Rom für Fortgeschrittene“ wieder so richtig Lust auf einen Besuch am Tiber gemacht. Warum? Lassen Sie mich eine Erklärung versuchen!
Ich nenne es absichtlich Buch, nicht Reiseführer! Reiseführer sind allzu oft eine Auflistung zu besuchender Orte und Örtlichkeiten, eine Art Todo-Liste für Städttouristen, die immer mehr zum Feindbild werden - Schlagwort Overturism. Ich liebe aber die ursprüngliche, altmodische Idee des Reisens, und sei es nur für wenige Tage. Eine Reise beinhaltet für mich das Sich-Einlassen auf eine Situation. Gerade Rom beschenkt einen mit Geschichten an jeder Ecke, stehen doch 2.778 Jahre Stadtgeschichte zur Verfügung.
Kleine Hinweise sind wie kleine Geschenke, die die Freundschaft erhalten. Und genauso nehme ich jene aus dem Buch der Kulturhistorikerin, Journalistin und Autorin wahr. Christina Höllerer lebt als Korrespondentin in Rom, nimmt uns - gekonnt recherchiert - mit auf ausgedehnte Spaziergänge durch ihre zweite Heimat.
Dabei mischt Sie die Karten nach Themenbereichen, versorgt uns mit den Ingredienzien, die das Gericht einer Stadt entstehen lassen. Ihre Rezeptesammlung für eine etwas andere Erkundung von Rom umfasst u.a. Architektur-Highlights, Kunstorte, Literarische Orte, das jüdische Herz von Rom oder auch letzte Ruhestätten.
Als Kärntner freut es mich, ein paar Seiten lang auf den Spuren von Ingeborg Bachmann unterwegs sein zu dürfen. Als Cineast begebe ich mich in die Cinecittà, statte der Traumfabrik einen Besuch ab, um den Filmwelten von Fellini und Pasolini ein Besuch abzustatten. Ein Glossar mit Filmen für Rom-Aficionados zeugt von weit mehr als Dolce Vita!
Auf Stadterkundungen befällt einen früher oder später unweigerlich das Hungergefühl - für mich als Genussmenschen ist das absolut in Ordnung. Die vom Arzt empfohlenen 10.000 Schritten pro Tag wird man ohnehin doppelt abschreiten, womit Hinweise für kulinarische Stopps aller Art willkommen sind. Dem Thema Mangiare e bere nicht abgeneigt, präsentiert sie keine Geheimtipps, verweist vielmehr auf Lokale und Genusshandwerker, die sie als Einheimische gerne frequentiert, die die Besonderheiten der römischen Küche auf den Teller bringen.
Format, Haptik, Bilderwelten und Layout wirken angenehm unaufgeregt, sind an die letzten Bücher von Wolfgang Salomon angelehnt. Womit die Brücke zum Fazit geschlagen ist. Wenn ich Wolfgang Salomons Werke gerne als buchgewordene Konzeptalben alter Rockhaudegen sehe, so scheint mir Christina Höfferers Buch mehr im Stile der Kurzgeschichten Nanni Morettis in dessen unvergessenen Film „Caro Diario“. Für Filminsider sei die Frage gestellt, ob sie auch eine Vespa hat und im Sommer gerne durch die leere Stadt kurvt?
Christine Höfferer
ROM FÜR FORTGESCHRITTENE
Fotografie von Jesper Storgaard Jensen
Styria Verlag, erschienen im Juni 2025
Kaufbar bei:
Im gut sortierten Buchhandel oder
online beim Verlag unter:
ROM FÜR FORTGESCHRITTENE
Fotos/Fotorechte:
Jesper Storgaard Jensen
Styria Verlag
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