Interview mit Zuagrasten - Teil 1
PAOLA BONO IM GESPRÄCH
Der Beginn einer kleinen Serie. Die Idee dazu kam mir bei einem Treffen mit den LehrerInnen, die ich auf italissimo präsentieren darf. Neben den zu besprechenden Alltäglichkeiten aus dem Leben von SprachbotschafterInnen gab es so viel Austausch über Themen, die so gar nichts (oder doch?) mit dem Vermitteln der Italienischen Sprache zu tun hatten. So entstand die Idee, in Österreich heimisch gewordene ItalienerInnen zu befragen, wie sie ihren Weg nach Österreich fanden, empfinden und immerzu suchen. Den Beginn macht Paola Bono, die seit 2018 mit dabei ist und ihre Pasta scheinbar am liebsten direkt aus der Pfanne verspeist ...
Was führte Dich nach Wien bzw. seit wann lebst Du hier?
Ich lebe schon seit dem „vorigen Jahrhundert“ in Wien, um genau zu sein, seit Dezember 1992. Gekommen bin ich der Liebe wegen! Wien war für mich immer schon ein Begriff in Sachen Musik, die Stadt der Musik, die sie noch immer ist. Als ich noch in Italien gelebt habe, gab es keinen Neujahrstag ohne das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker aus dem Musikverein. Wobei mir die „Nachteile“ der Stadt nicht bekannt waren.
Wie beeinflusst die Musik Dein Leben? Warst oder bist Du selbst musikalisch aktiv, konntest Du Deine ausgeprägte Liebe zur klassischen Musik auf diese Art und Weise ausleben?
Ich war über 15 Jahre lang im Zusatzchor der Wiener Staatsoper und momentan noch in der Wiener Singakademie (Chor des Konzerthauses), dazu im Kammerchor …
Kurzum. Mein Leben ohne Musik hätte keinen Sinn. Ich war musikalisch sehr aktiv und bin es immer noch, auch wenn es weniger geworden ist. Wohl auch weil das Leben immer Überraschungen bereithält, die nicht immer postiv sind. Auf jeden Fall war und ist die Musik fixer Bestandteil meines Lebens, wird mein Leben immer prägen. Ich habe ganz auf mein erstes großes Engagement in Österreich vergessen: die zwei wunderschönen Jahre (1994-1996) wo ich in Hauptchor der Oper Graz gesungen habe! 😉
Als gebürtige Römerin, was verbindet Deiner Meinung nach Rom und Wien und worin bestehen die größten Unterschiede? Was geht Dir von deiner Heimatstadt ab, die Du jetzt schon seit über 30 Jahren in Wien lebst?
Allora! Was verbindet Rom mit Wien? Ich kann es gar nicht so genau definieren, zum Teil sind es die Spuren, die die Römer überall in Wien hinterlassen haben. Vielmehr sind es aber die Spuren, die Italien insgesamt in Wien hinterlassen hat - sei es in der Architektur, der Malerei, der Musik. Da gibt es so viel, was den Zeitrahmen dieses Interviews wohl bei weitem übersteigt.
Wobei der größte Unterschied zwischen Rom und Wien wohl die Menschen sind. Es ist in Wien viel schwieriger, empathische Menschen zu finden. Das Fehlen dieser Empathie macht mich sehr traurig, lässt mich ein wenig dem Leben in Rom nachtrauern.
Daran anknüpfend - gibt es eine Kindheitserinnerung aus Rom die Du damit verbindest?
Ich war 12 Jahre alt als ich Rom 1975 verließ – andere Zeiten! Die Art zu leben unterschied sich doch sehr. Wir spielten noch problemlos auf der Straße, gingen alleine zur nächsten Bar um uns dort Kaugummis zu kaufen. Und wenn man die Verpackung öffnete und ein kleines Zettelchen mit der Info „Hai vinto (Du hast gewonnen)“ vorfand, ging man gleich wieder zurück und holte sich seine „Prämie“.
Ein Erlebnis, dass ich nie vergessen werde, hat mit den Öffis zu tun. Eines Tages nahm ich mit meiner Schwester die falsche Tram, die uns anstelle nach Hause bis vor die Tore Roms führte. Der Schaffner sah unsere Verzweiflung, bat uns in seiner Nähe Platz zu nehmen und sorgte dafür, dass wir in die richtige Tram umsteigen konnten. Problem gelöst.
Für mich sind Kindheitserinnerungen oft mit bestimmten Speisen / Gerichten verbunden. Was wäre Deine „kulinarische“ Kindheitserinnerung?
Aus meiner Zeit in Rom erinnere ich mich vor allem an die Pizza bianca mit Mortadella, wie generell an die Pizza al taglio (Pizzastücke). Und an die Parmigiana di melanzane, die meine Mutter für uns zubereitete: eine unvergleichbare Köstlichkeit!
Kommen wir abschließend zurück zu Deiner Arbeit als Italienischlehrerin. Was ist (abgesehen von einem Kurs mit Dir …!) dein Tipp für alle jene die Italienisch lernen, mit der Sprache in Kontakt bleiben wollen?
Das Beste wäre – Zeit und Geld vorausgesetzt – für ein paar Wochen in Italien vormittags einen Sprachkurs in einer Sprachschule zu besuchen und nachmittags den Kontakt mit Italienern zum Erproben des Erlernten suchen.
Zudem Radio (online sind Webradios verfügbar) und Musik von Liedermachern (Texte im Internet leicht zu finden) hören, auch youttube-Videos sind eine brauchbare Variante dem Klang und den Geheimnissen der Sprache auf die Spur zu kommen. Suchen Sie einer Möglichkeit, mit einer italienischen Person über Telefon, SMS, E-Mail oder einen Brief zu kommunizieren.
Vielen Dank für das Gespräch, ich mache mich auf die Suche nach einer Pizza bianca ...
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