Helmut Luther: Auf den Spuren des Doppeladlers
DIE SEITENWEISE ZEITENREISE
Bald werden Reisen wieder möglich sein, unseren Alltag mit kleinen oder großen Auszeiten bereichern. Konnte man sich so einen Satz vor etwas mehr als einem Jahr maximal als Intro zu einem Science Fiction Roman vorstellen, so löst er nun reistaschensuchende Vorfreude aus.
Wie muss das erst für einen Reiseschriftsteller wie Helmut Luther sein, dem – zum Verharren in der heimischen Stube „verurteilt“ - die Basis jeglicher Recherchearbeit abhandengekommen ist? Zum Glück konnte er noch vor Ausbruch der Epidemie seine historische Spurensuche durch Italien mit dem Motto „Auf den Spuren des Doppeladlers“ abschließen und zum Druck freigeben.
In dieser sorgfältig und liebevoll recherchierten Zeitreise begibt man sich als Leser auf den Schwingen des (Doppel)Adlers sitzend mit voller Spannweite dahinsegelnd in das seinerzeitige Hochheitsgebiet der Monarchie zwischen Wien, Bozen, Mailand, Turin, der Toskana und Triest.
Ein Spaziergang durch die Geschichte, der jahrhunderteübergreifend des Österreichers Tun, Walten, Gestalten oder eben auch genüssliche Nichtstun auf heute italienischem Boden geschichtlich aufbereitet skizziert.
Doch ist es mehr als eine Skizze. Dem Autor dient sein Geschichtswissen als Pinsel, die Farbpalette stellte er sich geschickt aus zahlreichen Treffen mit Experten, honorigen Persönlichkeiten und Einheimischen zusammen, um so sein Werk als Wortmaler und Regisseur oftmals bildgewaltiger Reisebeschreibungen auf die Leinwand zu bringen.
Im Laufe dieser Reise begegnen wir dem Agrarökonomen Edmund Mach im Nonstal, Sigmund Freud samt Familie auf Sommerfrische im Hotel du Lac in Lavarone, machen einen Abstecher zum Fußball nach Bologna oder treffen Andreas Hofer in schlussendlich misslicher Lage in Mantua.
Ein paar Seiten weiter bauen wir Alpenquerungen am Stilfserjoch, hinterfragen erste Trends zum Wellnesstourismus am Gardasee und müssen so manche Schlacht der Herrn Radetzky und Prinz Eugen als gewonnen oder verloren betrachten. Besuche in den einst mondänen Badeorten Grado und Viareggio sorgen für die so vermisste Urlaubsstimmung und gedankliche Spaziergänge am Meer.
All das und noch vieles „Meer“ führen beim italienhungrigen wie geschichtsinteressierten Leser zu einer Reisedokumention im Kopf. Das Ende des letzten Kapitels gleicht zudem einem gekonnten, langsamen Abspann eines Films, der sich der Nostalgie, nicht aber verklärter Blicke auf Vergangenes bedient.
Helmut Luther
AUF DEN SPUREN DES DOPPELADLERS
Amalthea Signum Verlag
Erschienen 2020
Zum Autor
Helmut Luther, geboren in Meran, studierte Philosophie und Geschichte in Innsbruck und unterrichtet seit knapp 30 Jahren an einem Meraner Gymnasium Deutsch und Geschichte. Historische Recherchen und Reisen führen ihn häufig in den Süden des ehemaligen Habsburgerreiches. Zahlreiche Reisereportagen in »Die Zeit«, »FAZ«, »Die Welt«, »Süddeutsche Zeitung« u. a.
Zuletzt bei Amalthea erschienen:
»Österreich liegt am Meer. Eine Reise durch die k. u. k. Sehnsuchtsorte« (2017)
Kaufbar bei:
Im gut sortierten Buchhandel oder
online beim Verlag unter ...
Fotoquelle/-rechte
Helmut Luther
Stichwort:
Reiseführer, Reiselektüre & Lokalführer