Enrico Rava - Edizione Speciale - In concert

Autor: Pressetext ECM Records am 11.10.2021

CD-Präsentation: 
ENRICO RAVA - EDIZIONE SPECIALE - IN CONCERT

Enrico Rava liefert in dieser Live-Aufnahme vom Jazz Middelheim Festival in Antwerpen einen für ihn charakteristisch energiegeladenen Auftritt. Im Sommer 2019 war der Altmeister des italienischen Jazz bester Dinge und jonglierte auf seiner umfangreichen Tour die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen von ECM mit seinem eigenen 80-jährigen Geburtstag.

Für diese Konzerte wurde der Kern seines aktuellen Quartetts mit dem Gitarristen Francesco Diodati, dem Bassisten Gabriele Evangelista und dem Schlagzeuger Enrico Morello durch den Pianisten Giovanni Guidi und den Saxophonisten Francesco Bearzatti ergänzt. Zusammen bildet das Sextett eine besondere Einheit – eine Edizione Speciale– die in der Lage ist, die Gesamtheit von Enricos musikalischen Vorlieben an den Tag zu bringen. 

Alle Musiker, die hier zu hören sind, haben sich in unterschiedlichem Maße von Enrico Rava inspirieren lassen: Er ist für die meisten von ihnen ein Mentor gewesen und schöpft seinerseits frische Energie aus ihrem temperamentvollen Zusammenspiel. "Ich lasse ihnen viele Freiheiten", sagt er über seine Mitmusiker, "weil ich ihnen vertraue. Ich muss ihnen vertrauen, und sie müssen mir vertrauen – dann ist alles möglich."



Der 1939 in Trieste geborene Rava war schon immer ein Spezialfall unter den Improvisatoren. In der Ära der Neuen Musik Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre ragte er als traditionsbewusster Musiker aus dem engen Kreis der freien Bläser heraus.  Das zeigt sich schon bei einigen seiner frühesten Aufnahmen – etwa mit Steve Lacy auf The Forest and the Zoo, mit Manfred Schoof auf European Echoes oder mit Carla Bley in den Reihen von Escalator Over the Hill.

"Ich fühlte mich immer mit der Tradition des Jazz verbunden und begann, eine 'italienischere' Art des Musikempfindens zu entdecken, was für mich bedeutet, der Melodie mehr Bedeutung beizumessen", erklärt Rava in dem Buch Horizons Touched. Der Trompeter/Flügelhornist tauchte allmählich tiefer in seine "persönliche musikalische Welt ein, die eine Synthese der vielen Erfahrungen meines Lebens darstellt." Das bedeutete Jazz von New Orleans bis Ornette Coleman und darüber hinaus, Einflüsse aus der italienischen Klassik und Popularmusik, aber auch "das Gefühl von Südamerika, gewissermaßen meine zweite Heimat, samt Tango und brasilianischer Musik... Ich bringe alle Musiken, die ich liebe, zusammen und schaffe etwas, das immer noch im Wesentlichen Jazz ist, aber auch unverkennbar meine Musik." 

Das Repertoire der Edizione Speciale bringt diese autobiografische Note vom ersten Moment an zum Ausdruck: "Infant" beginnt mit einer kurzen, unbegleiteten Flügelhornphrase von Rava, um bald darauf ein Thema einzuführen, das zunächst einem Motiv von Ornette Coleman ähnelt, während der Saxophonist Francesco Bearzatti enge Unisoni mit Enrico führt. Der Auftritt des Gitarristen Gabrieli Evangelisti untergräbt diese Assoziation in einer Explosion von Klangfarben, und wenn Giovanni Guidi, einer von Ravas begabtesten Protegés, mit einem brodelnden Klaviersolo auftaucht, hat man das Gefühl, dass diese Musik, die vor Persönlichkeit nur so strotzt, überall hingehen kann und mit unbekümmertem Wagemut von einem Temperament zum nächsten schwingt.

Wenn Rava und seine Band Michel Legrands "Once Upon A Summertime" in Angriff nehmen, erklingt die gedankliche Verbindung mit der Miles Davis/Gil Evans-Kollaboration Quiet Nights nur flüchtig. Guidi führt die Ballade mit seinem poetischen und klaren Klavierspiel in freiere Gefilde, die nahtlos an Ravas "Theme for Jessica Tatum" – ein Stück aus seiner Noir-Sammlung düsterer cineastischer Musik – anknüpfen.



"Wild Dance", der Titeltrack des 2015 veröffentlichten Albums des Rava Quartetts, verbindet ballettartige Bewegungen mit einem schwebenden Puls, bei dem das Flügelhorn einer verzerrten E-Gitarren-Textur gegenübergestellt wird, die Rava als "Klangwolken" bezeichnet. "The Fearless Five" hingegen führt uns zurück in die Blütezeit von Enricos Gruppe mit dem inzwischen verstorbenen Roswell Rudd, mit Wurzeln im Dixieland und den taumelnden Rhythmen von Thelonious Monk, wobei Rava immerzu nach weiteren Freiheiten greift.

"Le Solite Cose/Diva" kombiniert einen Favoriten von Enricos Duo mit Stefano Bollani mit einem anderen Noir-Porträt, das Rava zu diversen Gelegenheiten aufgegriffen hat (darunter auch auf Wild Dance). Und schließlich gibt es eine karnevalistisch angehauchte Interpretation des beliebten kubanischen Liedes "Quizás, Quizás, Quizás".  (Guidi hat es zuvor für ECM auf seinem eigenen Album This Is The Day aufgenommen). Ravas Edizione Speciale-Ensemble nutzt den synkopischen Groove als Ausgangspunkt für beschwingte Soli der einzelnen Bandmitglieder. Enrico Morello, den Rava als den „derzeit besten Schlagzeuger Italiens" bezeichnet, bewegt sich elegant durch die wechselnden lateinamerikanischen Rhythmen.

Enrico Rava
Edizione speciale - In concert
Enrico Rava: Flügelhorn
Francesco Bearzatti: Tenor Saxophon
Francesco Diodati: Gitarre
Giovanni Guidi: Klavier
Gabriele Evangelista: Kontrabass
Enrico Morello: Schlagzeug


Erscheinungstermin:
8. Oktober 2020



Fotoquellen/-rechte:
Andrea Boccalini / ECM Records
Cees Van de Veen / ECM Records

Stichwort:
Italienische Musik - Filmmusik
Kategorien:
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