Moto Guzzi V85 TT - Eine Liebe auf Sardinien

Autor: Christoph Cecerle - Mi Piace am 29.03.2019

Moto Guzzi V85 TT
EINE LIEBE AUF SARDINIEN

Moto Guzzi is stronger than ever! Diesmal nicht mit evolutionären Schritten, sondern mit einem Sprung in die Zukunft, denn die neue Moto Guzzi V85 TT ist ein Statement, ein Bekenntnis zur Fahrfreude und Schönheit. Und wo besser, als in der Frühlingssonne Sardiniens sollte man das Motorrad der Saison feiern.

 

Is Molas Resort

Ich erreiche Cagliari nachmittags, die Sonne scheint und eine Meute von TT´s kommt gerade von ihrer Ausfahrt zurück ins Is Molas Resort am Südzipfel Sardiniens nahe Pula. Meine Truppe ist bestens motiviert, in freudiger Erwartung ob der fantastischen Aussichten und gerüstet zur Rückeroberung der Mittelmeerinsel, die 1714-1720 zum Habsburger Reich gehörte.



Homeland also, und irgendwie auch prädestiniert für die Moto Guzzi V85 TT, die für die kurvenreichen Straßen mit extrem griffigen Asphalt wie geschaffen ist. Doch vor der Kür kommt die Plicht in Form einer amikalen und kurzweiligen Pressekonferenz, gefolgt von einem sardischen Dinner, um uns wackere Recken für den Driving-Day zu stärken.


Moto Guzzi V85 TT Trims

Die Moto Guzzi V85 TT wird in 2 Linien ausgeliefert:

  • Drei mehr urbane Farben, nämlich Grigio Atacama, Blu Atlante and Rosso Vulcano, die jeweils mit dem Metzeler Tourance Next gekoppelt sind. Der Rahmen ist bei diesen Modellen schwarz gehalten.
  • Die mehrfarbige Variante in Giallo Sahara (nicht nur mein absoluter Favorit!) and Rosso Kalahari, kombiniert mit einem hinreißenden roten Rahmen und gekoppelt an den neuen Michelin Anakee Adventure, einen mehr Offroad-orientierten Reifen.



Die mehrfarbigen Varianten unterscheiden sich preislich nur durch EUR 500.- von den einfärbigen Modellen und sind für mich das „Must have" der Saison. Die Farbvariationen wiederum können mit 3 Packs kombiniert werden, um die Moto Guzzi V85 TT zu individualisieren:

  • Das Touring Pack verbessert die Transportkapazität mit 2 Seitenkoffern (33l links, 39l rechts) gefertigt aus Aluminium und einem 41l Topcase, ebenfalls aus 1,5mm dickem Aluminium. Zusätzlich wird ein um 60% größeres transparentes Windshield geliefert, das den Wetter- und Windschutz verbessert. Alle Windshields sind übrigens im Anstellwinkel leicht selbst zu verstellen. Weiters besteht das Touring Pack aus zusätzlichen LED-Leuchten aus Aluminium, einem Motorschutz, Hauptständer und dem Moto Guzzi MIA-System zur Anbindung des Smartphones an das Bike.
  • Das Sport Adventure Pack unterstreicht den Offroad-Charakter der Moto Guzzi V85 TT mit einem Titan-Auspuff mit Carbon-Endkappen, Motor-Guard-Bar, klappbaren Rückspiegeln zum Offroad-Einsatz und voll einstellbaren Öhlins Einheiten vorne und hinten.
  • Last but not least das Urban Pack, das mit tollen Seitenkoffern in einer Kunststoff-Aluminium Konstruktion kommt, die ohne Aufnahmeplatte direkt am Rahmen montiert werden. Weiters beinhaltet das Pack auch hier das Moto Guzzi MIA System, um die Informationen des Smartphones (Navigation, Telefon, Musik) direkt über das 4,3″ TFT-Display und die Bedieneinheit rechts am Lenker steuern zu können. Abgerundet wird das Pack mit einer Alarmanlage und einem Hauptständer.


Abgesehen von den beschriebenen Packs ist ein vielfältiges Zubehörprogramm sowohl für die Moto Guzzi V85 TT als auch für den Fahrer erhältlich.


Moto Guzzi V85 Technik

Egal welches Trimm oder welche Farbe man bestellt, die Basis und Abstimmung aller Moto Guzzi V85 TT ist gleich, einmal von den Öhlins Dämpfern abgesehen. Die Moto Guzzi Heritage bleibt unangetastet und doch wurde die TT vom weißen Blatt Papier neu entworfen. Grundpfeiler eines jeden Moto Guzzi Modells bleibt der einzigartige luftgekühlte V2 Zylinder mit Kardanantrieb, dessen Kurbelwelle längs eingebaut ist und so ein weiteres Gelenk am Antrieb überflüssig macht. Der Motor sieht zwar klassisch aus, ist aber eine Neukonstruktion mit 80 PS bei 7.750 U/min und einem maximalen Drehmoment bei 5.000 U/min. Zwei Ventile pro Zylinder müssen reichen, dafür sind diese nun aus Titan gefertigt.



Gas gegeben wird Drive-by-wire, geliefert von Magneti Marelli, was das weite Feld an Assistenzsystemen und Mappings öffnet. Moto Guzzi bleibt aber auch hier klar und transparent. Drei Mappings decken perfekt alle Wünsche ab. Road steht für Straße, das ABS ist vorne und hinten aktiv, und die MGCT Traktionskontrolle im mittleren Sektor, so ferne sie nicht vom Fahrer optional ganz deaktiviert wird. Rain schärft die Traktionskontrolle und gestaltet die Gasannahme sanfter, das ABS ist vorne und hinten aktiv. Offroad ist hier keine Wunschvorstellung, sondern gelebte Realität. Die Traktionskontrolle, soferne nicht ganz deaktiviert, unterstützt nur sachte die Gasstöße des Enduristen, das ABS ist nur noch am Vorderrad aktiv, Könner schalten es gänzlich ab. Die Gasannahme ist schotterfreundlich gestaltet und die Motorbremswirkung verstärkt.



Das Chassis selbst stützt sich vorne über eine 41mm Upside-down Gabel mit 170mm Federweg ab, hinten wirkt ein einseitig rechts angebrachtes Federbein den 170mm Federweg entgegen, was eine einfache und schnelle Verstellung erlaubt. Gebremst wird patriotisch über eine Doppelscheibenanlage von Brembo mit je 320mm Durchmesser, hinten verzögert eine einzelne Scheibe mit 260mm.



Der stolze Besitzer eine Moto Guzzi V85 TT sitzt herrschaftlich auf dem bequemen Sattel auf 830mm, optional sind aber auch 810mm oder 850mm möglich. Moto Guzzi sagt, dass hiermit ein Spektrum von 1,65m bis 1,9m abdeckbar wäre, und ich kann dem nur zustimmen. Zu guter Letzt sind dann 229kg im vollgetankten Zustand zu bewegen, 23 Liter bzw Kilogramm sind dann schon als Sprit mit dabei, was eine Reichweite von deutlich über 400kg ermöglicht.

Aber genug der Daten und Fakten, am Ende dreht sich alles nur um das Gefühl und ich höre schon die Frage: „Und wie geht die Guzzi jetzt eigentlich?"


Judgement Day

Die Moto Guzzi V85 TT ist ein ausgewachsenes Motorrad im Mittelgewicht der 800er Adventure Bikes. Die Crew stellt uns Guzzisti die entzückend zweifärbige gelbe Variante, sowie graue Modelle mit dem Urban Pack und der höheren Scheibe zur Verfügung. Als früher Vogel schnappe ich mir die Schönheit in Gelb und los geht der Ritt.


Trotz italienischer Maße von 1,72cm bereiten mir die 830mm Sitzhöhe kein Problem beim Rangieren, abgesessen geht es noch einfacher, weil ja auf der linken Seite kein Auspuff stört. Ich fühle mich angenehm in die Maschine integriert, Kupplungs- und Bremshebel lassen sich über 4 Klicks einfach in der Distanz justieren. Schießt der Strom ein, bilden sich symbolistisch die Schwingen des Adlers in den beiden Scheinwerfern ab, LED ist Ehrensache und die Rückleuchten erinnern an die Nachbrenner eines Kampfjets. Da nehme ich zuerst die Schwingen des Adlers und mache mich mit dem V2 vertraut.

Als bekennender Guzzista und Italien-Freund genieße ich schnell das vertraute Gefühl einer Moto Guzzi, wenngleich sich die Moto Guzzi V85 TT anders anfühlt als V7 oder auch V9. Ich empfinde den Motor als sanft und vibrationsarm, enorm drehmomentstark, was mich zu niedrigen Drehzahlen verleiten, einfach deshalb, weil der V2 so wunderbar mit seinem Drehmoment antritt und dann wie eine Arie über das Band dreht, begleitet von böllerndem Auspuffton, der meinem Vordermann bald im Nacken sitzt.

Der Motor hat Saft und Kraft, vor allem aber Charakter, vielleicht die wichtigste Eigenschaft bei Dingen oder Personen, die man lieb hat. Der V2 ist ein kraftvolles, aber auch sanftes Tier, das auch die Krallen zeigen kann, mir aber insbesondere viel Lust und Genuss einimpft. Ich fühle mich schnell vertraut und eins mit der Moto Guzzi V85 TT, unterstützt von der hervorragenden Schaltung. Jeder Klick sitzt intuitiv, kein Verschalter, sanft und weich ist das Getriebe, trotzdem schnell und präzise zu schalten, sogar der Leerlauf sitzt immer! Hier müssen Feinmechaniker Wochen und Monate getüftelt haben, um dieses Schweizer Uhrwerk zu bauen. Die bald 100 jährige Erfahrung zahlt sich eben aus.



Anfang böllern wir noch lange Geraden hinunter, dann kommen die Kurven. Judgement Day. Ich bremse mit den Brembos an, kaum ein Eintauchen der Front, stabil und ruhig bleibt die Guzzi und ich lege mich in die Kurve, als wäre wir seit langem zusammen, ein Paar auf ewig. Präzise und straff leitet mich die Italienerin durch die Radien, die Reifen bieten ungeahnten Grip, wohl ein Zusammenspiel des überaus griffigen Asphalts, des rigiden Chassis und der formidablen Fahrwerksabstimmung out of the box. Das macht Freude, das schafft Vertrauen und animiert mich zu einer stundenlange Kurvenorgie quer über die Südspitze Sardiniens.


Für mich passt die Sitzposition und Hebelei perfekt, alleine die höhere Scheibe im Urban Trimm erzeugt bei mir ab etwa 100km/h Turbulenzen am Helm, was mich persönlich zur kurzen getönten Scheibe greifen ließe, auch wenn der Helm dann im Airflow liegt. Die Koffer des Urban Trimms sind beim Fahren nicht zu spüren, also eine klare Kaufempfehlung für Praktiker, Urbanisten und Reisende.


Conclusio

Irgendwie haben es die Italiener geschafft, alles richtig zu machen. Eine Oper von einem Triebwerk, kräftig und reisetauglich zugleich, mit ganz viel Emozione für den Liebhaber schöner Dinge, ein Motorrad, das man einfach nicht mehr hergeben will.


Die Moto Guzzi V85 TT taugt sowohl für Stadt und Land, 2-Rad Profis und auch Einsteiger, Umsteiger oder auch Aufsteiger. Ein SUV auf 2 Rädern mit dem gewissen Charme, der einen freundliche Blicke und bestätigende Thumbs-up erleben lässt. Man ist weder Raser noch religiöser Fanatiker, vielmehr Liebhaber, Schöngeist und Genießer in Personalunion, Hüter des guten Geschmacks und Wächter der Moto Guzzi Heritage.

Und wenn ich einen Tipp an Euch habe, dann gönnt Euch einen Test-Ride und genießt die Kraft und Harmonie der Moto Guzzi V85 TT: Test-Ride buchen

Wer Sardinien, oder andere fantastische Touren erleben will, wie ich es genossen haben, meldet sich hier: Moto Guzzi Experience


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Mipiace.at Christoph Cecerle

mipiace.at

Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.

Bustine di bacco

Roland Graf im Blog auf italissimo- Bustine del bacco

Bustine di bacco

„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „A la Carte", der ÖGZ sowie dem WIENER - auf die Themen Bier und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.