Folge 4 – Piemont Cola: Via Savona nach Sierra Leone

Autor: Roland Graf - Trinkprotokoll am 8.12.2016

Bustine di Bacco - Herrn Grafs italienische Trinknotizen
FOLGE 4 – PIEMONT-COLA: VIA SAVONA NACH SIERRA LEONE

Baladin Cola Blogbeitrag von Roland Graf 

Die erste Kolumne des noch jungen Jahres kann natürlich nur einen Vorsatz beinhalten. Das war er. Der Vor-Satz. Denn jetzt geht es gleich zur Sache und so schwungvoll macht uns natürlich kein langsam zu nippender Meditationswein aus der Toscana oder ein Spumante aus der Franciacorta. Nein, sprudelnd auf den Punkt kommen lässt uns dermal ein gänzlich alkoholfreier Glasinhalt. Dass der es doch in sich hat, davon soll berichtet werden.

Denn zum einen steht hinter der kleinen Flasche eine italienische Getränke-Legende. Die ist zwar noch jung und quicklebendig, hat aber im Alleingang viel zum Renomée Italiens als Craft Beer-Land beigetragen. Vor allem in Übersee kennen die Crafties Teo Musso und die Bier-Bars seiner Piemonteser Brauerei „Baladin“. Vor 20 Jahren begann der Aufstieg des unkonventionellen Brauers aus Farigliano in der Provinz Cuneo. Es war Musso, der auf seine Bier Haltbarkeitsdaten der Marke „alle fine del mondo“ druckte. Er sicherte sich die Fässer der Super-Tuscans und baute darin seine Birre di divano aus. Und Musso stellte auch die komplette Rezeptur eines Biers online – das passender Weise „Open“ hieß.

Doch auch der Craft Beer-Macher bedient heute einen Trend, der in Italien um sich greift: Denn die Limonaden-Macher sind erwacht. Und das lässt sich sogar hierzulande nachkosten, sei es mit den Tonics und Limos von Cortese aus Treviso, die der Gin-Macher  Andreas Sederl importiert, oder mit Galvanina. Mineralwässer abzufüllen reichte dem 107-jährigem Unternehmen nicht, heute gibt es Eistees mit dem Quellwasser aus Rimini, aber auch Saft-Mischungen wie „Blutorange, schwarze Karotte und Beeren“. Und natürlich die Klassiker Limonata, Aranciata und Chinotto (in Österreich alle über Hermann Wilfingers Shop „Rossobianco“.


Ich geb Dir gleich eine Cola-Nuss!
Doch zurück ins Piemont, wo Teo Musso ebenfalls eine ganze Reihe von Limonaden mit seinem Qualitätsanspruch fertigt. Der Zitrus-Bitter-Klassiker Cedrata ist eine davon, der mit Rhabarber gemischte „Spuma nera“ – der schwarze Schaum – und „Ginger” gehören dazu, auch eine Apfellimo („Mela Zen“) gibt es von Baladin. Am geschmacklichen Prüfstand steht aber die putzige Viertelliter-Flasche mit der Aufschrift „Cola“. Denn man mag es drehen und wenden, wie man will, das „Coca Cola“-Originalrezept des US-Apothekers John Pemberton (der damit seine Morphium-Sucht kurieren wollte) wurde ein Welterfolg. Wie also legt es Musso an? Er geht gewissermaßen an die Wurzel, auch wenn die eine Nuss darstellt. Denn die Kola-Nuss verblieb im Gegensatz zum zweiten Namensgeber Kokain auch in der aktuellen Rezeptur. Sie stammt aus den Tropenwäldern Westafrikas und stellt eine Verwandte des Kakaos dar. Cola nitida (die „Große Kola-Nuss“) bezieht Baladin über Vermittlung von Slow Food, das in Sierra Leone mit der lokalen Kenema Foundation ein „Presidio“ zum Schutz der Pflanze eingerichtet hat. Auch Teile des Erlöses fließen in das arme Land zurück.

Zitrusfrüchte und herbes Finish
Ansonsten vertraut der Brauer aber dem Geschmack der Heimat: Die Zitronen kommen wie die Orangen von der Costa Amalfitana, für die Bitternote sorgt citrus myrtifolia (besser bekannt als Chinotto) aus dem ligurischen Savona. Zimt und Kardamom kommen mit anderen Gewürzen auch in die Limonade, dazu noch Wasser und Zucker. Verzichtet wird beim Piemont-Cola dafür auf jedwede künstliche Aromatisierung, auch Färbemittel finden sich keine in der Flasche. Damit ergibt sich die natürliche Färbung, die ein helles Rot ergibt und das Getränk unverwechselbar macht.

Im Geruch schwingt der typische Cola-Duft mit, aber auch die Zitrusfrüchte sind präsent, sowohl Orangen, als auch Zitronen erschnuppert man. Im Mundgefühl fällt die dezente Karbonisierung auf, die dafür Platz lässt für die aromatischen Komponenten. Denn die leichte Süße zu Beginn weicht den bitteren Noten. Gewürze bzw. die Kola-Nuss, ein zart herber Lakritz-Geschmack und wieder kühlen Zitrusnoten mischen sich. Dabei ist Baladins Cola auch fruchtig – ein wenig an Kirsche erinnernd – und im Abgang findet sich Kardamom und Piment im komplexen Softdrink mit Verbeugung nach Sierra Leone.

Wo bekomme ich das?
Das nachhaltig produzierte, rote Cola aus dem Piemont ist bei Baladins Wiener Importeur „Barolista“ um EUR 2,30 (0,25 Liter-Flasche) erhältlich, www.barolista.at 

Kategorien:
mipiace.at

Mipiace.at Christoph Cecerle

mipiace.at

Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.

Bustine di bacco

Roland Graf im Blog auf italissimo- Bustine del bacco

Bustine di bacco

„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „A la Carte", der ÖGZ sowie dem WIENER - auf die Themen Bier und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.