Verborgenes Venedig

Autor: Martin Martschnig am 4.10.2020

Buchvorstellung: Verborgenes Venedig
WENN JEMAND EN GROS INS DETAIL GEHT

Verborgenes Venedig Ca San Boldo

5. Oktober 2020. Gestern erreichte Dominic Thiem das Viertelfinale des zum Grand Slam zählenden Tennisturniers in Paris - ebenso der italienische Jungstar Jannik Sinner! Was dies mit einer Buchbesprechung eines Reiseführers für Venedig zu tun hat? Eigentlich nicht sehr viel und doch zeigt es schon ein erstes Mal auf, daß man eben aufs Detail achten sollte. Des Rätsels Lösung: auf Seite 165 von "Verborgenes Venedig"  erfährt man in einem kleinen Beitrag über Venedigs einzigen Tennisplatz (Lido ausgenommen), der sich versteckt hinter den Häusern und Palazzi der Ca' San Boldo im San Polo Bezirk befindet.

Wer sich vornimmt, Reisende in einer Ikone des Welt-Tourismus ins Verborgene zu locken, der braucht vor allem einmal Zeit, viel Geduld und einen Riecher für das zu finden Wollende. Thomas Jonglez (zudem Gründer des Verlags), Paola Zoffoli und Irene Galifi nehmen die Fährte auf, fragten sich durch und präsentieren in ihrem Reiseführer der Einwohner nun 250 solch verborgener Orte.

Die Suche beschränkte sich nicht nur auf die Lagunenstadt selbst. Die Recherche führte sie ins venezianische Umland, die Toskana, Rom oder gar nach Lissabon! Belohnt werden sie mit Rückblicken in die Geschichte der Serenissima,  neugierigen Blicken auf skurrile Begebenheiten und Einblicke in Hinterhöfe und Gärten der im Stadtgebiet unerwarteten Art. Womit wir wieder beim Tennisplatz wären.

Verborgenes Venedig Apotheke

Oder beim Gemüsegarten der Kirche San Francesco della Vigna, in dem neben Gemüse der namensgebende Wein in Form der Fragolinotraube wächst. Wobei auch die Maße der Kirche so manches Geheimnis in sich tragen. Sollten Sie mit einem der Brüder zu sehr dem Fragolino zugesprochen haben, so hilft vielleicht der Besuch der vor kurzem sorgsam restaurierten Apotheke All`Ercole d`Oro (Bild oben). Was dort schon seit Jahrhunderten hinter verborgenen Nussbaumholztüren gemischt wurde, würde selbst Miraculix in Erstaunen versetzen.

Zudem werden Sie nach der Lektüre dieses Reiseführers in Venedig nie wieder vorbehaltlos auf eine Hausmauer schauen. Was die Autoren an Details von ebendiesen, sowie Eingängen der Palazzi und Fußwegen "kratzen" geht abenteuerlich ins Detail. 

Um die hoffentlich bald schon wieder ohne Mundschutz mögliche Überprüfung all dieser Information für den normalsterblichen Lagunenbesucher zugänglich zu machen, wurde in Sachen Adressmaterial, Besuch- und Führungszeiten ebenso akribisch gearbeitet wie übersichtlich dokumentiert.

Ein Buch für Entdecker, für Sucher, für Venedigkenner und Liebhaber verborgener Geschichten im Weltformat. Einziger Kritikpunkt von meiner Seite (aber da bin ich möglicherweise durch zu viel durch meine Hände gehende Reiselektüre vorbelastet) ist die Haptik des Papiers und die machmal ein wenig lieblose Fotoauswahl. In Zeiten wie diesen reisen wir vermehrt in solchen Büchern - einen wärmenden Tee oder ein Glas Wein am Tisch neben den gemütlichen Lesesessel platzierend.

Zudem hätte sich eine solche Vielfalt an in unglaublichen 5 Jahren zusammengetragener Information ein hochwertigeres Äußeres verdient. Dafür passt es im vorliegenden Format wiederum in jede Jacken- und Handtasche - wenn wir wieder staunend entlang der Kanäle, über kleine Brücken und große Plätze wandeln werden ...



Verborgendes Venedig


VERBORGENES VENEDIG
Thomas Jonglez, Paolo Zoffoli, Irene Galifi
Jonglez Verlag
Erschienen im Mai 2020
Leseprobe auf der Verlagseite


Kaufbar bei:
Im gut sortierten Buchhandel oder online unter
Verborgenes Venedig


Fotoquelle / Cover:
Jonglez Verlag  

 

Stichwort:
Reiseführer, Reiselektüre & Lokalführer
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Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.

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„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „A la Carte", der ÖGZ sowie dem WIENER - auf die Themen Bier und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.