Christine Casapicola - Irgendwann im Küstenland

Autor: Martin Martschnig am 23.09.2020

Buchvorstellung: Irgendwann im Küstenland
GESCHICHTE(N)SAMMLERIN IM KÜSTENLAND



Was macht eigentlich eine gute Reise im Kopf aus? Was verführt einen - im eigenen Lesestuhl sitzend - zum gedanklichen Kofferpacken, oder bewegt uns gar zur sofortigen Reiseplanung nach dem Zublättern der letzten Seite? Hie und da finde ich Anworten, werde suchend fündig ...


Wer schon einmal die Gelegenheit hatte, ein paar Tage im Friaul zu verbringen, der findet in Christine Casapicolas "Irgendwann im Küstenland" genügend Anreize für eine baldige Rückkehr in die Sehnsuchstregion vieler Österreicher. Das darf uns nicht verwundern, finden wir im Küstenland zwischen den Julischen Alpen und Piran laufend, lesend, essend und trinkend Hinweise unserer eigenen Vergangenheit.

Viele von uns - vor allem in Kärnten gebore wie ich selbst - müssen nur ein oder zwei Generationen im Stammbaum nach allen Seiten blicken, um familiäre Verstrickungen mit dieser Region zu finden. Nicht selten berichten meine Genussreisekunden von einem wunderbar angenehmen Gefühl während ihrer kurzen Auszeiten im nahen Süden - vielleicht besuchten sie ja nicht wissend oder erAHNENd die Heimat ihrer Vorfahren.



Diese sorgfätig recherchierte Entdeckungsreise ins vertraute Fremde des altösterreichischen Küstenlandes ist aber kein Lobgesang auf alte Zeiten. Vielmehr versucht die Autorin Geschichte und Geschichten unaufgeregt, aber äußerst unterhaltsam ans Licht zu bringen. Sie holt altes und teilweise noch immer vorzufindendes Genusshandwerk vor den Vorhang, erzählt von Entbeerungen und dem kleinen Glück der Landarbeiter in einer Zeit, in der von Sozialversicherung und gerechtem Arbeitslohn noch keine Rede, Armut an der Tagesordnung war.

Sie skizziert Lebensläufe von Familien, die im Wechselspiel der Kriege an ein Land glaubten, das heute gut dasteht. Klimatisch bevorzugt, von einer grandiosen Naturkulisse rundum verwöhnt, brachte und bringt das Friaul stets wichtige Persönlichkeiten hervor oder gab Zugereisten Raum zur Entfaltung.

Kapitelweise streift man durch Salzfelder, Sardinenfabriken und Weinberge oder geht auf die Entenjagd in der Lagune von Grado, bevor man über das Schicksal des letzten Matrosen der k.u.k. Marine erfährt. Eine Rundreise durch Lebensraum und Zeit die gerade während unseres seltsamen Daseins während Covid-19 gut tut, die Zuversicht auf eine hoffentlich bald wieder unbeschwert mögliche Reisetätigkeit macht.



Einer Zeit, wenn wir uns zwecks "Überprüfung der Inhalte" mit diesem Stück Reiseliteratur auf dem Weg Richtung Süden machen, dabei den Genüssen von Collio, Karst und Mare frönen. Ein wenig mag es noch dauern, bis dahin könnten wir aber die Rezepte aus der Region nachkochen, die von Ali Kampitsch ans Ende jedes Kapitels gestellt werden. Ich sag' nur Zuppa di fagioli alla Triestina, Zuppa di castagne, Branzino sotto sale al forno, Risotto di gamberetti al limone con Montasio, Anatra selvatica in umido, Sarde in saor ...

Ein großes Lob ist dem Grafikteam auszusprechen. Selten habe ich eine derart ausgewogene Mischung aus Text, Grafiken und historischen Fotografien in Händen gehalten und auch die Haptik des Papiers stimmt - Hut ab!


Christine Casapicola Irgendwann im Küstenland

Christine Casapicola
Irgendwann im Küstenland
Verlag Braitan
Erschienen 2016


Kaufbar bei:
Im gut sortierten Buchhandel oder onine unter
Irgendwann im Küstenland --- (Österreich lag einst am Meer)

 

 

Fotoquellen / Fotorechte
Christine Casapicola

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Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.

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Bustine di bacco

„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „A la Carte", der ÖGZ sowie dem WIENER - auf die Themen Bier und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.