Filmretrospektive: Rom. Eine Stadt im Film

Autor: Filmmuseum Wien am 25.11.2015

Italienische Filmreihe im Filmmuseum Wien
ROM - EINE STADT IM FILM, 1945 - 1980

Wann: 8. Jänner - 11. Feber 2016

Italienischer Film Una vita difficile

Eine der großen Metropolen des alten Europa ist Schauplatz der ersten Filmmuseum-Retrospektive im neuen Jahr: Rom, die sprichwörtlich „ewige", in antike wie neuzeitliche Mythen eingesponnene Stadt. Im Licht dieser Filmschau wird Rom ­jedoch ganz gegenwärtig und konkret, als Lebensraum und als gesellschaftlicher Brennpunkt in der Nachkriegsentwicklung Italiens. Die Ära von 1945 bis 1980 repräsentiert zugleich das Goldene Zeitalter des italienischen Kinos – und Rom war nicht nur dessen Produktionszentrum, sondern auch ein bevorzugter Austragungsort jener ­Erzählungen, die das Massenpublikum gierig aufsog: Die soziale ­Realität und die Öffentlichkeit des Mainstreamkinos waren damals, vor dem Siegeszug des Privatfernsehens, noch innig aufeinander bezogen.

Die Stadt und ihre zeitgenössischen Wandlungen wurden von den großen „Künstler-Regisseuren" wie Fellini, Antonioni und Pasolini ebenso in Bilder gefasst wie von den Genies der Komödien-Industrie (Mario Monicelli, Dino Risi oder Ettore Scola), aber auch von Filmautoren wie Luciano Emmer, Mauro Bolognini oder Pietro ­Germi, deren Werk größtenteils noch zur Wiederentdeckung ansteht. Ihre Rom-Projektionen sind bevölkert von einer reichen ­Galerie charakteristischer Menschentypen – und von Ausnahme­darstellern wie Marcello Mastroianni und Anna Magnani, Vittorio Gassman und Monica Vitti, dem Komiker-König Totò sowie Alberto Sordi, schauspielerischer Inbegriff des uomo italiano der Nachkriegsdekaden.

Italiensicher Film La dolce vita

Sordi ist es auch, der die Schau vom Neorealismus der Nachkriegsjahre (Sotto il sole di Roma) über die Blütezeit der Commedia all'italiana (mit ihren satirischen und zornig-melancholischen Blicken auf Wirtschaftswunder, urbanes Wachstum, eskalierendes Konsumdenken und damit einhergehende Entfremdung) bis hin zu Visionen des völligen Versagens führt. Luigi Comencinis L'ingorgo (1979) mit seinem rasenden Stillstand im Stau bildet den Schlusspunkt der Retrospektive: Ein All-Star-Cast findet sich gefangen auf der (als ­eigentliche Stadtgrenze geltenden) Ringautobahn GRA um Rom – die „geschlossene" Stadt als allegorischer Kontrapunkt zum historischen Einstieg, Roberto Rossellinis Klassiker Rom, offene Stadt (1945).

Rossellinis ungeschminktes Porträt von Zertrümmerung und menschlicher Not war mitbestimmend für den Welterfolg des neoverismo. Die romanità fascista blieb indes prägend für die Stadt: Das Mussolini-Regime hatte Rom zum repräsentativen Schaufens­ter gemacht, das Zentrum durch Kahlschlag auf solitäre ­Monu­mente der Antike zugespitzt und die unerwünschten Armen an die Peripherie zahlreicher Schlichtbau-Borgate(„Vorstadt-Dörfer") umgesiedelt. Als Millionen aus dem armen Süden nach dem Krieg nordwärts strömten, setzte sich der Trend fort: Wohnungsnot und illegale Spekulation sind der historische Hintergrund für Dramen (Roma ore 11) wie für Komödien (etwa Totò cerca casa, wo Totò ­unter anderem im Kolosseum einzuziehen versucht). Indessen ­liefert Luciano Emmers Domenica d'agosto mit seinen Sonntagsausflüglern am Strand von Ostia einen Querschnitt der römischen Volkskultur, während Fellinis Fake-Fotoromanzi in Lo sceicco ­bianco oder Antonionis Fallstudie über ein Filmsternchen, La signora ­senza camelie, solch realen Rom-Bildern schon in den frühen 50er Jahren die falschen Versprechen neu geschürter Eskapismus-Fantasien entgegenhalten.  

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Fotoquelle:
Filmmuseum Wien
1. Foto aus Una vita difficile
2. Foto aus La dolce vita 

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Mipiace.at Christoph Cecerle

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Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.

Bustine di bacco

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Bustine di bacco

„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „A la Carte", der ÖGZ sowie dem WIENER - auf die Themen Bier und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.