Filmvorstellung Teil 2 - Unser Stein

Autor: Alpenway Media Production am 16.06.2020

Teil 2: Alpenway & Nantucket präsentieren:
UNSER STEIN - DER AUTOR & REGISSEUR IM INTERVIEW

Alessandro Soetje (*1970 in Bologna) arbeitet als Regisseur und d.o.p. in Mailand.
Seine Karriere als Kameramann begann 1992 mit Arbeiten für TV-Sender wie RAI, Mdeiaset, BBC, CBS, Canal Plus, Arte, Sat1 und RTL. 1998 fing er an, als Regisseur Dokumentarfilme zu machen für die Serie "L'Africa vista dagli africani" ("Afrika, wie es die Afrikaner sehen"). Sein Dokumentarfilm "Bambini d'Africa" ("Afrikas Kinder") wurde auf zahlreichen internationalen Festivals ausgezeichnet. Seither hat er als Regisseur und/oder DoP für eine Reihe von TV-Dokumentarserien gearbeitet, darunter RAIs "Stella del Sud" und "Geo & Geo". Er hat als Regisseur und d.o.p. viele Werbespots gedreht È stato regista e direttore della fotografia di molti spot pubblicitari, darunter 2016 und 2017 neben 3 Spots 50 Interviews und vier Protraits mit Migranten für die internationale Kampagne "Aware Migrants", ausgezeichnet beim dreißigsten International Grand Prix for Advertising Strategies. Im Moment arbeitet er als Regisseur und Kameramann am Dokumentarfilm FOAM.



Anmerkung des Autors
Wie viele Dokumentarfilme sammle und archiviere ich Zeitungsartikel von überallher. Aber als ich zum ersten Mal die Story von Kihlgren gelesen habe, war ich sofort begeistert und konnte kaum die wenigen Minuten abwarten zwischen meiner Lektüre und der Kontaktaufnahme mit meinem Protagonisten.

Die Story von Kihlgren hat alles, was ich von einem Stoff verlange. Vor allem geht es um ein Thema, das mir am Herzen liegt. Als Regisseur und d.o.p. habe ich lange Zeit Reisereportagen gemacht, sowohl in Italien als auch im Ausland. Wie Kihlgren habe tausendmal die kriminelle Gleichgültigkeit verflucht, mit der wir die Schönheiten unserer Landschaften verschandeln. Und umgekehrt habe ich immer die Gegenden geschätzt, in denen man die Landschaft wertschätzt und mit Liebe und Hingabe pflegt.

Und dann gibt es noch ein unterschwelliges Thema: unser Verhältnis zur Vergangenheit, als Volk und allgemein als menschliche Wesen.Die Kraft, die von den Mauern Kihlgrens ausgeht, ist wirklich etwas Beeindruckendes. Eine kaum spürbare Energie, die sich manchmal auch negativ auswirken kann, die einen aber sicherlich nicht gleichgültig lässt. Eine Energie, die die Grenze zwischen Leben und Tod überwindet.



Interview mit dem Autor & Regisseur
Die Produktion des Films hat sehr lange gedauert und dir viel Gelegenheit gegeben, Daniele Kihlgren zu beobachten. Was denkst du über den Mann, im Lichte dieser Erfahrungen?
Wie man sich denken kann, ist Daniele eine komplexe und vielschichtige Persönlichkeit. Auch deshalb habe ich mich entschlossen, den Film eher aus Beobachtungen zu machen statt aus Interviews. Dadurch kann ich – das ist unvermeidlich – meine eigene Sicht auf ihn herüberbringen, und doch dem Zuschauer Raum für Interpretationen geben. Im anderen Fall wäre es eher so gewesen, als würde ich dem Film eine Moral anhängen. Das wollte ich eben nicht tun.

Wie hast du ihn davon überzeugen können, dass er sich auch in sehr privaten Momenten filmen lässt, wir etwa bei seinem Krankenhausbesuch?
Daniele war seit unseren ersten Telefonaten von der Idee des Films begeistert. Ich habe von Anfang an erklärt, dass er mich auch zu seinen privaten Momenten zulassen müsste, denn der Film sollte lebendig werden. Und ich muss sagen, dass er keinen Widerstand geleistet hat. Im Gegenteil. In gewisser Weise ist er ein sehr offener, durchsichtiger Mensch, auch was seine Krankheit angeht, über die er immer sehr offen spricht Ich glaube, dass zwei Seelen in seiner Brust leben. Eine exaltierte, die stets sehr offen zutage tritt, und eine eher verborgene. Im Film versuche ich von beiden zu erzählen.

Wie haben die Einwohner von Santo Stefano di Sessanio auf die Idee reagiert, das in ihrem Dorf ein Dokumentarfilm gedreht werden soll?
Die waren begeistert und haben gleich mitgemacht. Es ist eine Region Italiens, in der die Menschen offen und gastfreundlich sind, aber es gibt auch dunkle Seiten, wie überall. Ich für meinen Teil bin aber immer auf viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft getroffen.

Was erfahren aus Danieles Reise nach Afrika über ihn als Person? Außer der Tatsache, dass er permanent an Projekten arbeitet?
Ich denke, dass das Projekt in Ruanda genau auf einer Linie liegt mit dem in Santo Stefano, weil aus meiner Perspektive Danieles Kampf ein Kampf gegen das Verschwinden und das Vergessen im Allgemeinen ist. Vielleicht geht der Kampf sogar noch tiefer und ist noch aussichtsloser. Aber ich will nicht zu viel verraten...



Du hast als in dieser sehr beeindruckenden Szenerie, der Landschaft in den Abruzzen gearbeitet. Warst du als Regisseur immer einverstanden mit den Entscheidungen, die du in der Rolle des Kameramanns getroffen hast?
Das ist eine Frage für Fachleute, die ich aber sehr interessant finde. Ich glaube, dass jeder Regisseur dieses Problem hat, sodass irgendjemand einmal gesagt hat, der d.o.p. sei der schlimmste Feind des Regisseurs. In gewisser Weise stimmt das, und es gibt Regisseure, die absichtlich diesen Aspekt der Arbeit vernachlässigen, um sich nicht von der Erzählung ablenken zu lassen. Ich habe als Kameramann angefangen, und für mich ist das Bild immer ein integraler Bestandteil der Erzählung. Wenn das nicht so wäre, würde ich lieber schreiben als mich mit einer Kamera wie ein Besessener aufzuführen. Aber wenn ich mich wählen muss, ob ich ein Bild opfere oder die Erzählung, dann entscheide ich mich immer, die Erzählung zu erhalten.

Der Film ist eine italienisch-deutsche Koproduktion. Und auch wenn die Personen alle zweifelsfrei italienisch sind, so ist die Erzählstruktur doch sehr streng und gibt wenig Raum für einfache Emotionen. Ist das Zufall?
Unser Stein ist der erste Film, bei dem ich künstlerisch und kreativ völlig freie Hand hatte. Und das habe ich auch dem Produzenten, Alessandro Melazzini, zu verdanken. Mit ihm hatte ich manchmal auch harte Auseinandersetzungen, aber er hat mit immer eine Handlungsfreiheit gelassen, die ich in Italien nur sehr schwer gefunden hätte. Ja, ich glaube, das wäre das ganz unmöglich gewesen. Er ist Italiener, hat sich aber entschieden, in Deutschland zu leben. Ich bin Italiener und lebe in Italien, habe aber nordische Wurzeln, wie Daniele. Wir haben uns da gefunden. Aber dennoch glaube ich nicht, dass es ein italienischer Film oder ein deutscher Film ist. Obwohl ein Thema des Films die Wurzeln sind, glaube ich, dass es auf paradoxe Weise ein heimatloser Film ist.

Unter den vielen Deutungsmöglichkeiten, die ein Dokumentarfilm wie deiner den Zuschauern bietet: Welche Botschaft oder welches Gefühl sollen die Zuschauer mit nach Hause nehmen, einmal abgesehen von dem Thema, dass antike Dörfer geschützt werden müssen?
Ich glaube, mit Botschaften ist es so wie mit Preisschildern auf Geschenken. Deshalb wollte ich keine Botschaft herüberbringen. Mir wäre es lieber, wenn der Zuschauer aus dem Kinosessel aufsteht und dann keine Antworten im Kopf hat, sondern ein paar Fragen mehr. Das wäre für mich das optimale Ergebnis.


Weblink
Link zum Teil 1 - Infos zum Film & Trailer ...


Fotoquelle:
Alpenway Media

Stichwort:
Italienischer Film - Dokumentationen
Kategorien:
mipiace.at

Mipiace.at Christoph Cecerle

mipiace.at

Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.

Bustine di bacco

Roland Graf im Blog auf italissimo- Bustine del bacco

Bustine di bacco

„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „A la Carte", der ÖGZ sowie dem WIENER - auf die Themen Bier und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.