Buchtipp: Claudio Del Principe - Ein Sommer wie damals

Autor: Martin Martschnig am 11.04.2016

Claudio Del Principe - Ein Sommer wie damals
OPERA DELIZIOSA. SEHNSUCHT AUF DEN TELLER GEBRACHT

Kochbuch Italienische Küche : Claudio Del Principe Ein Sommer wie damals

Was kommt heraus, wenn ein junger Mann mit einschlägiger Herkunft von klein auf bei der Mamma in die Pastalehre geht, sich frischen Zutaten nicht entziehen kann und dann als freier Texter und Kommunikationsberater im Erwachsenendasein in Urlaubserinnerungen seiner Kindheit schwelgt? Oder anders gefragt: Was passiert, wenn die Sehnsucht nach Italien immerwährend scheint, ein Verlangen damit zu einer Lebenseinstellung wird? Richtig: Mann, in diesem Fall Claudio Del Principe (schon der Namen ist Programm!), verfaßt eine Liebeserklärung zwischen zwei haptisch ordentlich daherkommende Buchdeckeln!

Davor begibt er sich wiederholt ins gelobte Land, plaudert mit Fischern, Fleischhauern, Genusshandwerkern und einfachen Leuten, lauscht an so manchem Küchenfenster von Osterien und vertraut seinen Blick seiner Kamera an, die einzufangen versucht, was der Herr mit dem Finger am Auslöser erlebt, spürt, riecht, fühlt.

Ein Sommer wie damals - Pasta norma

Erfreulicherweise (vor allem für all jene unter uns, die die Bücher von Nick Hornby lieben und die Idee der Playlists von High Fidelity als notwendige Begleiterscheinung des Lebens erachten) geht er noch einen Schritt weiter. Er liefert auf Seite 11 die Tonkulisse in Form eines wunderbar zusammengestellten Soundtracks für dieses Lebensgefühl von Estate (Bruno Martino) über Balla Balla Ballerina (Lucio Dalla) bis hin zum unersetzbaren Sommer-Herz-Schmerz-Klassiker Azzurro aus der Feder von Paolo Conte, rauchig und aufgrund der unerträglichen Sommerhitze in der Stadt gekonnt gelangweilt vorgetragen von Adriano Celentano. Wenn man dem Buch ein Versäumnis anlasten kann, dann wohl jenes, nicht gleich eine CD mit all diesen Canzoni beigelegt zu haben!

Dieses Buch als Kochbuch zu bezeichnen ist eine unzulässige Reduzierung eines italienisch opulent anmutenden Gerichts auf nur eine Zutat. Obwohl darin fast schon wieder der Zauber der Küche vom Stiefel im Süden Europas liegt, ist dieses Buch doch ein Hohelied auf die Einfachheit und Reduziertheit als Kochphilosophie. So skizziert er im Vorspann jedes Rezeptes wie es zur Zeitlosigkeit einer Speise kommt, die nicht auf moderne Strömungen, vielmehr auf das Vorhandensein von loser Zeit und reifer Ingredienten baut.

Ein Sommer wie damals - Tagliata

Ganz besonders angetan haben es ihm dabei Foccacia und Pasta, die er variantenreich durch mehrere Regionen begleitet. Mir persönlich gefiel das Herausarbeiten der Herkunft so mancher Zutat. Man nehme zum Beispiel die Hinwendung zur Colatura di Alici, die nur mehr von vier Familienbetrieben in einem kleinen Fischerdorf in Kampanien hergestellt wird oder Guanciale, ohne die keine Carbonara den Namen verdient (beides übrigens in Wien bei Donatella erhältlich!).

Claudio Del PrincipeSo ist das Buch ein sehnsuchtsschürender "Giro d`Italia" kulinarischem Zuschnitts. In Sachen Bilderwelten / Layout auf der Höhe der Zeit und auf Munken mit 150g gedruckt eine Liebeserklärung an das Medium Buch. 

Fazit: Kopfkino für kochlöffelschwingende Reiselustige mit Italiensehnsucht!


Zum Autor:
Claudio Del Principe wurde wie vielen Italienern die Besessenheit fürs Kochen in die Wiege gelegt. Mit Italien vegetarisch servierte er 2014 einen reichen Fundus großartiger fleischloser Rezepte. Der Autor und Blogger liebt authentische Gerichte mit besten Zutaten. Die Bilder stammen aus seinem Foodblog www.anonymekoeche.net .


Kaufbar bei:
Im gut sortierten Buchhandel oder online direkt beim 
Brandstätter-Verlag

 

 

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Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.

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„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „A la Carte", der ÖGZ sowie dem WIENER - auf die Themen Bier und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.