Peranzana - Oro d`oliva aus Apulien

Autor: Martin Martschnig am 20.05.2015

Olivenölproduzenten aus Apulien zu Gast in Wien
60 HA PASSION EINER FAMILIE MIT TRADITION

Peranzana Oliven aus Apulien

Wenn sich eine Familie über 300 Jahre um das Wohlergehen eines Olivenhains kümmert und dabei eine rare Oivensorte wie die Peranzana am Leben erhält, so kann man getrost von Leidenschaft sprechen. Wenn eine junge Dame ihr Steuerberaterdasein in Neapel an den Nagel hängt und zurück nach Apulien geht, um diese Tradition einer Familie fortzuführen, so sprechen wir von Alessia Schiavone, die vor wenigen Tagen in Wien bei Casa Caria Einblick in die Welt einer Olivenölproduzentin gab.

Mit ihr versucht die neue Generation der Familie die Qualität der selbst produzierten Olivenöle auf eine neues Niveau zu heben. Man entschloss sich, die selten gewordene Olivenölsorte Peranzana vor den Vorhang zu holen und reinsortige Olivenöle (also 100% Peranzana) zu produzieren. Man findet diese Olive in einem regional sehr eng begrenzten Anbaugebiet im Norden Apuliens bei Torremaggiore. Wie sie dorthin kam, darüber könnte man Bücher schreiben. Mit im Spiel war auf jeden Fall ein Graf, der im 17. Jahrhundert diese Olive aus Frankreich, genauer gesagt aus der Provence (darum auch Peranzana) "importierte". Es war einer jener Grafen, die gleichzeitig Alchimisten, Forscher, Lebe- und Staatsmänner waren, nicht immer unumstritten und stets zwischen Neapel und Apulien pendelnd - irgendwie hat das auf Alessia (im Bild unten v.l.n.r. Domenico und Brigitte von Casa Caria mit Alessia und Salvatore Schiavone) abgefärbt ...

Oro d`Olivo zu Gast bei Casa Caria

Die Auswahl der zu erntenden Bäume für die erste Produktion des "Primi Frutti" erfolgte gemeinsam mit dem 94jährigen Onkel (dessen Hand man am Beginn dieser Geschichte im Bilde hat). Er war über Jahrzehnte der gute Hirte des Olivenhains und gibt so sein Wissen um die Komplexität und Eigenheiten an Alessia weiter. Der Name des Olivenöls kommt nicht von ungefähr. Die Ernte für das "Primi Frutti" erfolgt bereits ab Mitte Oktober. Verhältnismäßig früh in dieser Region, doch will man die besten Qualitäten für das Vorzeigeöl des Hauses. Was sich auszahlt, zumal man in 2 Jahren bereits 2 Prämierungen am öligen Parkett internationaler Bewerter holen konnte und sogar in den Kreis der Top 500 Olivenöle der Welt gewählt wurde. 

Die drei Olivenöle von Oro d`Oliva - Peranzana Oliven in ReinkulturDie Eigenproduktion ist noch sehr klein und soll behutsam erweitert werden. Man muss wissen, daß auf den 60ha durchschnittlich um die 40.000l Olivenöl "geerntet" werden. Der Großteil der Ernte wird nach wie vor in andere Regionen Italiens zur Verfeinerung der dortigen Olivenöl zum Blending verkauft. Um die 5.000l werden bereits selbst in 3 Varianten verarbeitet bzw. abgefüllt. Neben dem "Primi Frutti" gibt es noch das "Tradizionale", das erst im November/Dezember geerntet wird, sowie das "Denocciolato", bei dem die Kerne vor der Pressung entfernt werden.

Bei der Verkostung in Wien war eine leichte Mandel- und Artischokennote zu verspüren und schon bald machte sich ein wunderbar wohlig stimmendes Räuspern in den Kehlen der Verkostenden breit. Daß durch die Polyphenole verursachte apulische Kratzen in Verbindung mit der Fruchtigkeit sorgte für mit der Qualität der dargebotenen Olivenöle zufriedene Genussseelen. Olivenöle, die man in der Küche für Zutaten und Gerichte mit kräftigen Eigenleben einsetzen kann, sei es eine Minestrone oder Bohnensuppe, gegrillte Melanzane bzw. für die Veredelung einer Bistecca.

Alessia und Salvatore Schiavone haben uns an diesen Abend mit ihren Erzählungen und Anekdoten in die Geschichte Italiens und eines Kulturgutes erster Güte entführt, uns mit Ihrer Arbeit und den Entbeerungen dabei vertraut gemacht und nachhaltig beeindruckt. "Auch wenn die Ernte ermüdet, der Duft, der nach der Pressung den Raum erfüllt, erfüllt!" (Alessia im versucht übersetzten O-Ton). Es darf daher nicht verwundern, wenn sich so mancher von uns bereits als Erntehelfer angekündigt hat ...

Kaufbar bei:
Casa Caria
Schottenfeldgasse 48A
1070 Wien

 

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Mipiace.at Christoph Cecerle

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Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.

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„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „A la Carte", der ÖGZ sowie dem WIENER - auf die Themen Bier und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.