Lombardei - Lokaltipp Al Rocol

Autor: Martin Martschnig am 17.09.2014

Ome - Al Rocol
MAMMA KOCHT AM LIEBSTEN AM OFFENEN FEUER 

Trattoria des AgriturismoFür meine Suche nach neuen Partnern für Genussreisen in der Lombardei wurde mir Al Rocol ans Herz gelegt. Das aus diesem Tipp ein äußerst herzlicher Abend wurde, sei eingangs verraten und sogleich ausführlich erklärt. Nach einem Grüß-Gott-Franciacorta "Ca del Luf" mit  Gianluigi, Salame und Formaggio aus der Gegend, schnell das Gepäck ins Zimmer und zurück in die gute Stube, wo bereits die Frage der Antipasti zur Diskussion steht.

In diesem Hause sorgt keine Speisekarte für Verwirrung, keine Aufzählung von halbherzigen Möglichkeiten, hier wird noch aus- bzw. angesprochen was in Kürze den Weg zum Tisch findet - wohliges Knistern im Kamin der Gaststube inklusive.

Die erste Wahl des Abends fiel auf die Polentaschnitte, die mit einem kräftigen aber im Geschmack nichts desto trotz milden Gorgonzola bedeckt daherkam. Begleitet von über dem offenen Feuer "behandelten" Brot mit leichten Feueraromen, die sich auf ein Spiel mit dem zartschmelzenden Lardo wilderer Natur einließen. Leicht beträufelt mit dem eigenen Honig eine runde Sache, vom Curtefranca Bianco gar gekonnt inszentiertes Intro. Eines wird damit klar, das Leben wird auf diesem Stück Erde nicht verkompliziert. Dies spiegelt sich beim Empfang, in den Zimmern und auch in der Küche wieder. Die Geschichte so zu gestalten gelingt wohl eher einer Familie, wo Firlefanz ohnehin nur zu Unruhe führt. Kurzum: Wohnzimmeratmosphäre mit Franciacorta im Glas.

Der Primo kommt in Form eines Risotto ai funghi porcini. Endlich wird einmal nicht an der Waldbodenfrucht gespart! Da öffnen sich herbstliche Geschmacksknospen auf körnig gekochtem Risottokern. Damit bin ich kulinarisch endgültig in der Lombardei angekommen. Mit dem Borbone gesellen sich 60% Cabernet und 40% Merlot im jungen Format ins Glas an meinem Tisch. Die Üppigkeit dieser Primo-Herbstkombi lässt mich kurz über das Auslassen des Secondo nachdenken, kurz, wie gesagt. 

Tagliata di Cavallo in der Lombardei Die Verlockung, die Spezialität des Hauses zu kosten, war zu groß. Die Mamma, stets zu finden am offenen Feuer im Außenbereich des Küchentrakts, ist für ihre Tagliata di cavallo bekannt. Nur eine kleine Insalatina darf sie begleiten und ein Glas Roncat, die Riserva des Hauses. Unglaublich zartes Huftier, mit einem Hauch Zitrone benetzt, eine Wucht und DIE Überraschung des Abends. Das soll jetzt den abschließenden Genuss der Torta di mandorla e farina gialla mit dem fruchtbetonten Moscato des Hauses nicht schmälern ...

Ich weiß nicht, ob man das Wort Schlusssatz tatsächlich oder vielmehr ursächlich mit drei s schreibt, aber: Von wegen Krise in Italien, die gute Stube ist voll, ein guter, bodenständiger Einstieg in diese Erkundungsreise durch drei Regionen gelungen.

Aus diesem interessanten, phiosophisch angehauchten Schlusssatz wurde übrigens ein neues Programm für eine Genussreise in die Lombardei für Zwei (oder ein paar Freunde), die neben Al Rocol noch zu weiteren Genussplätzen in der Umgebung führt.

Getestet in der ersten Oktoberwoche 2014

Infos zur Genussreise in die Lombardei 

 

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Mipiace.at Christoph Cecerle

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Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.

Bustine di bacco

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Bustine di bacco

„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „A la Carte", der ÖGZ sowie dem WIENER - auf die Themen Bier und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.