Ferrari, das liebe Geld und die verbotene Romantik

Autor: Martin Martschnig am 29.07.2014

Die Italiener und das Auto
FERRARI, DAS LIEBE GELD & DIE VERBOTENE ROMANTIK 

In Sachen Autoliebe stehen wir Österreicher den Italienern in nichts nach. Vielleicht mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass in Österreich das Tanken wesentlich günstiger ist als bei unseren südlichen Nachbarn. Reist man nach Italien, sollte man sich auf teils kuriose Pkw-Gesetze einstellen. Aber auch sonst haben die Italiener ein inniges Verhältnis zu ihren Automobilen.
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Wussten Sie, dass es Ihnen im italienischen Ort Eboli verboten ist, Ihren Partner im Auto zu küssen? Der Gesetzgeber sanktioniert diesen Sittenverstoß mit einem Bußgeld von 500 Euro. Küssen Sie sich also lieber außerhalb der Stadtgrenzen in Ihrem Pkw. Das Gesetz ist wirklich wunderlich, stehen doch Italiener im Ruf, ausgesprochene Romantiker zu sein.

Aber vielleicht zeigen die Italiener ihre Liebe im und um den Wagen einfach anders: Ein Ferrari 250 GTO Berlinetta ist seit wenigen Tagen das teuerste, jemals versteigerte Auto der Welt. Der Sportwagen Baujahr 1962 wurde auf bis zu 50 Millionen Dollar geschätzt, geworden sind es schließlich nicht minder erstaunenswerte 38 Millionen Dollar. Der Käufer wollte lieber anonym bleiben, versteigert wurde das gute Stück auf der  Bonhams-Auktion im kalifornischen Pebble Beach. Zweifelsohne begründet sich der Preis nicht nur in der Qualität des Wagens, sondern vor allem in seiner Geschichte. 

Die beginnt als Rennwagen für den französischen Rennfahrer Jo Schlesser und dessen Co-Piloten Herni Oreiler, der mit dem Wagen wenige Wochen danach tödlich verunglückt. Der schwer beschädigte Ferrari wird nach Maranello gebracht und wieder in Stand gesetzt. 1964 ging das Auto an den italienischen Rennfahrer Paolo Colombo und auch Ernesto Prinoth trat damit noch zu Rennen an, bevor der Klassiker 1965 vom Italiener Fabrizio Violati (Erbe eines Getränkeimperiums - Mineralwasser!) erworben und 49 Jahre lang der Familie treu blieb. Da der Wagen regelmäßig von ihm bei Classics gefahren wurde, hat er im Gegensatz zu anderen Oldtimern, eine umfassende Restauration nicht nötig, ganz im Gegenteil: Der 250 GTO Berlinetta mit der Fahrgestellnummer 3851GT ist in einem Top-Zustand. 

Das aktuell teuerste Auto der Welt ist übrigens auch ein Ferrari 250 GTO aus dem Jahr 1963, der im Oktober 2013 für 52 Millionen Dollar "privat" verkauft wurde. Ein wenig günstiger kommt man an ein italienisches Fabrikat über Autoportale wie Autoscout24. Wer weiß, vielleicht wird dort auch mal ein Ferrari 250 GTO angeboten. Dann aber sollte man schnell zugreifen, ein Modell mit dem Pferdewappen scheint eine sichere Geldanlage zu sein!

Italien im Auto-Blues?
Vielleicht nahm Italiens Regierung die Geschichte um den roten Klassiker zum Anlass, selbst ins Autogeschäft einzusteigen. Der hochverschuldete italienische Staat hatte im April 151 ihrer rund 60.000 Dienstwagen bei Ebay versteigert. Für Fuhrpark des Staates werden jährlich mehr als 1 Milliarde Euro im Budget vermutet. Bei dem Verkauf der Wagen, darunter auch Modelle von Maserati und Jaguar, handelte es sich aber eher um eine symbolische als eine ernst gemeinte Sparmaßnahme. Ein grauer Alfa Romeo ging so für knapp 10.000 Euro an einen neuen Anbieter, natürlich ohne Blaulicht. Auch die neun Maseratis, die die Regierung von Silvio Berlusconi noch kurz vor ihrem Zusammenbruch bestellt hatte, wurden versteigert. Um dem Ruf entgegenzuwirken, dass italienische Staatsoberhäupter Privilegien genießen, die dem restlichen Volk, das schwer unter der Wirtschaftskrise leidet, verwehrt bleiben, wechselte Ministerpräsident Matteo Renzi kurz nach seinem Amtsantritt übrigens von einer Mercedes-Limousine auf einen Ford Focus. Es hätte doch wenigstens eine Alfa sein können ...


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Mipiace.at Christoph Cecerle

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Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.

Bustine di bacco

Roland Graf im Blog auf italissimo- Bustine del bacco

Bustine di bacco

„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „A la Carte", der ÖGZ sowie dem WIENER - auf die Themen Bier und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.