lokaltipp friaul - Osteria Paradiso in Paradiso di Pocenia

Autor: Martin Martschnig am 26.06.2014

Paradiso di Pocenia - Trattoria Al Paradiso
ZARTER GEHT NICHT - WIRKLICH NICHT!

Lokaltipp Friaul Trattoria Al Paradiso  Nachdem ich nun schon seit Jahren für meine Kunden Degustationsmenüs bei Federica reserviere, war es höchst an der Zeit, eine kulinarische "Kontrollreise" nach Paradiso di Pocenia zu unternehmen. Das kleine, historische Borgo (ein ehemaliger Herrschaftssitz mit Stallungen, Kirche, Unterkünften und was sonst noch so dazu gehört) ist wahrlich nicht leicht zu finden. Erschwerend kam hinzu, dass es derzeit - von Morsano kommend - eine fiese Umleitung gibt, die einen in einen Nord-Süd-Konflikt der verkehrstechnischen Art schickt. Will heißen: Wir haben uns das ausgedehnte Pranzo (gedacht war an ein flottes, geworden ist daraus eine 3-Stunden-Tellergeschichte der friulansichen Art) vielseitigst verdient.

Das Ambiente verdient das Wort und noch zwei weitere dazu: Herzlichkeit und Verspieltheit im Detail. Ob es die Handschrift der Tochter ist, haben wir uns nicht zu fragen gewagt, könnte aber sein. Die Arbeitsaufteilung scheint logisch. Während sich Vater Aurelio um die hochwertigen Produkte (inkl. eigener Jagdarbeit) kümmert, sind die Damen für Gerichte und Geschichten am Tisch zuständig. Es ist eine wahre Freude, Federica bei der Vorstellung der zu erwartenden Gerichte zu lauschen, eine Rezitieren aus der friulanischen Küchenrezeptur sondergleichen.

Friaul Lokaltipp Trattoria Al Paradiso ZucchiniblütenNach absolvierten Salute di Cucina starten wir mit Prosciutto Crudo vom Wolff aus Sauris (24 Monate gereift), der im Hause noch ein ganz klein wenig geräuchert und damit eine nochmals verfeinerte Note bekommt. Zeitgleich serviert man uns mit frischestem Ricotta und Zucchinistücken gefüllte Zucchiniblüten an einem Zucchinipesto gaumenfreundlich assistiert von einem Zucchiniflan. Ein erstes Glas Friulano (Eigenabfüllung aus dem Collio) zaubert ein erfreutes Genussgrinsen auf unsere Lippen - was für ein Start!

Friaul Lokaltipp Trattoria Al Paradiso CjalsonsIm Primobereich überzeugt sowohl die Pastavariante, wie auch die handgerandelten Cjalsons. Erstere wird in Form einer sommerlichen Raviolivariante mit Schafkäse-Zitronen Füllung in Basilkumsauce serviert. Die Cjalsons kommen unverschämt gschmackig mit kleinsten Pfirsichstücken im "Teigbauch" daher. In Butter geschwenkt und mit Mandelsplittern, Amarettosaucerl und Zimt gekrönt - ein Gedicht. Wäre dieses Lokal schon zu Rilkes Zeiten eines gewesen, hätte er diesem Gericht wohl eine Elegie gewidmet und sich des schönen Sommertages lyrisch erfreut.

Friaul Trattoria Al Paradiso Maiale al LatteBei den Secondi entscheiden wir uns für in Niedrigtemperatur gegartes Milchschweinderl und ein ebenso behandeltes Coniglio mit Taggiasca Oliven. Beilagisch werden Paprikawürferl und ein Kartoffel/Parmesangratin gereicht. Zarter geht nicht, wirklich nicht. Wenn Messer widerstandslos durchs Fleisch gleiten und dieses Schnittgut durchs kleine Safterl gezogen Richtung Gaumen startet, dann ist man dem Paradies ein gutes Stück näher gekommen! Bei derartig großartigen Gabelgeschichten vergisst man beinahe auf die Erwähnung der gekonnten und geglückten Weinbegleitung mit allesamt heimischen, regionaltypsichen Weinen - vom Prosecco bis hin zum Süßwein.

Man braucht wohl nicht zu erwähnen, dass die Herrschaften auch beim Dessert nix mehr anbrennen lassen (Millefoglie alla Crema, hausgemacht mit Erdbeerspiegel, sowie ein Cremoso ai frutti esotici con gelato al pistacchio) und mit einem Caffè in gewohnt italienischer Art ausservieren. Spiel, Satz und Sieg und ein herzliches Dankeschön an die Küche und Service im Paradies. Womit klar ist, dass ich hier auch in Zukunft meine Kunden am wunderschön dekorierten Tisch wissen will.

Trattoria Al Paradiso
Via Sant`Ermacora 1
33050 Paradiso di Pocenia

Wir haben im 20 km entfernten Borgo dei Conti della Torre gewohnt, eine Kombi die ich nur empfehlen kann. Dazu könnte man die eine oder andere Degustation (Wein, Olivenöl, Prosciutto ...) oder eine Führung durch die gar nicht so ferne Strada del Prosecco kombinieren, oder eine durch Spilimbergo mit Besuch der Mosaikschule, oder ...
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Mipiace.at Christoph Cecerle

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Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.

Bustine di bacco

Roland Graf im Blog auf italissimo- Bustine del bacco

Bustine di bacco

„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „A la Carte", der ÖGZ sowie dem WIENER - auf die Themen Bier und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.